Aufgeregt und neugierig fuhr ich am Donnerstag nach Altena im Sauerland. Ich war – mit 19 KollegInnen – zum Einzelhändlertag bei der Gustav Selter GmbH eingeladen. Gustav Selter GmbH? Ihr kennt sie alle unter ihrem Markennamen: Addi. Der einzige Nadelhersteller mit Vollsortiment der noch ausschließlich in Deutschland produziert. Ein Familienunternehmen seit 190 Jahren und 6 Generationen.

Dieses Wissen kann ich jetzt natürlich locker aus dem Hut zaubern: „Mr. Addi“, Thomas Selter und seine Frau Claudia Malcus haben uns mit einem warmen Empfang und einem kurzen Einblick in die Firmengeschichte (und einem Glas Sekt) erst einmal mit ihrem Unternehmen vertraut gemacht.

Dann ging es aber auch schon auf die andere Straßenseite, zur Führung durch die Produktion. Unsere Gruppe durfte mit Frau Malcus dem Herstellungsweg einer Rundstricknadel mit Metallspitzen folgen. Hättet ihr gedacht, dass die Herstellung einer einzelnen Nadelspitze 20 bis 25 Arbeitsschritte benötigt?

Es startet alles mit einen unscheinbaren Messingröhrchen das von einem Zulieferer „hinterm Berg“ angeliefert wird. Das hat schon die Länge und den Durchmesser der fertigen Spitze. Alles andere passiert in den Werkshallen von Addi: das Ausbilden der Spitze und die Verkröpfung für das Seil. Zwischendurch immer wieder Reinigungs- und Entgratungsschritte. Das Herstellen der Struktur für die neuen Novel-Nadeln, einige Extra-Schritte für das Einsetzen der Federn beim Addi-Klicksystem, wieder Reinigung, Oberflächenveredlung, Auflasern der Nadelstärke und, und, und. Jeder Schritt besteht aus Handarbeit, oft mit eigenen Maschinen und Werkzeugen. Irgendwann kommt dann auch das Seil dazu, meine Lieblingsabteilung war die Hochzeits-Abteilung, dort werden Seil und Nadel dann endlich miteinander vermählt.

Es war ein wenig wie bei der Sendung mit der Maus für Erwachsene. In mir wuchs mit jedem Schritt der Respekt vor den Nadeln und dem Addi-Team. Wie dort mit den Mitarbeitern umgegangen wird, welche Anstrengungen zur Qualitätssicherung, Innovation und Umweltfreundlichkeit unternommen werden – Hut ab!

Die Eindrücke durften erst einmal bei einem guten Mittagessen sacken, inspirierend waren auch die Gespräche mit den anderen Händlern. Beim Essen wurde sich rege über die Herausforderungen unseres Händleralltags ausgetauscht und Sortimente verglichen. 

Für den Nachmittag stand dann ein Seminar mit Sylvie Rasch zu den Möglichkeiten des Internets auf dem Programm. Sylvie hat extra ihren Geburtstag geopfert, um uns etwas zu erzählen. Und was sie dort mit viel Witz und noch mehr Sachverstand vorstellte, konnte sogar mir als „altem Hasen“ noch einige AHAs bescheren.

Zum krönenden Abschluss bekamen wir alle zusätzlich zu einem Goodie-Bag mit tollen Produkten noch jede eine Nadel mit eingelasertem Namen. Wir waren platt – was für ein besonderes Geschenk!

Die deutsche Bahn brachte mich dann pünktlich und entspannt wieder nach Hause, mit vollem Kopf und Taschen.

Geändert hat sich mein Umgang mit dem schnöden Handwerkszeug Stricknadel. Jedesmal wenn ich sie in die Hand nehme (oft!), denke ich daran, wieviel Handarbeit und Tradition in diesem einfachen Stück Metall (oder Holz und Bambus) steckt!