Traumseide wiederentdeckt (mit Anleitung)

Traumseide wiederentdeckt (mit Anleitung)

Als erfahrene Wollmutti bilde ich mir immer ein, dass ich all meine Wollkinder gleich lieb habe. Um hin und wieder festzustellen, dass bestimmte Garne im Laden nahezu völlig aus meinem Blickfeld verschwunden sind. Das hängt mit Jahreszeiten, aktuellen Strickvorlieben und auch Lagerplätzen in Laden zusammen.

In der vorletzten Woche schlenderte ich mit einer Freundin durch den Laden. Wir rückten im Geist ein paar Möbel, räumten ein paar Stränge hin und her und standen plötzlich vor der Auslage mit der Traumseide von Atelier Zitron. Und bekamen beide spontan große Lust, sofort ein Projekt mit diesem Garn zu stricken. Während Martina noch am selben Abend ein Seashell annadelte, durchsuchte ich meinen Schrank. Dort fand sich ein ebenfalls angefangenes Knäuel, noch gut 600 m waren da. Ich schnappte mir ein dazu passendes Knäuel Premia von Lamana  und ein ebenfalls angefangenes Knäuel Modena – alles farblich passend – und strickte einfach drauflos. Ich wollte nichts kompliziertes, kein Muster.

So entstand ein einfaches Tuch, dass super weich, fließend und anschmiegsam ist – ein echter Halsschmeichler. Es ist ein langgezogenes Dreieck und passt locker zweimal um den Hals. Und wirkt einfach durch die tollen Materialien.

Habt ihr Lust bekommen? Hier kommt das Rezept:

 

Anleitung Tuch Traumseide

1 Strang Traumseide von Atelier Zitron
1 Knäuel Premia von Lamana
1 Knäuel Modena von Lamana

Rundstricknadel 4,5 mm

Das gesamte Tuch wird kraus rechts 2fädig gestrickt. Der erste Teil mit Traumseide und Premia, der zweite Teil mit Traumseite und Modena.

5 Maschen anschlagen.
Setup-Reihe: 4 Maschen rechts, die letzte Masche mit kfb verdoppeln.
Reihe 1: 2 Maschen rechts, eine Masche aus dem Querfaden zunehmen, bis 2 Maschen vor dem Ende rechts stricken, die letzten beiden Maschen rechts-verschränkt zusammenstricken.
Reihe 2: Die erste Masche mit dem Faden hinter der Arbeit rechts abheben, bis 1 Masche vor dem Ende rechts stricken, die letzte Masche mit kfb verdoppeln.

 

Diese beiden Reihen immer wiederholen. Wenn die Premia alle ist die Modena als Beillauffaden hinzunehmen.

Wenn das Tuch groß genug ist, alle Maschen locker abketten.

Ihr seht, es ist ganz simpel. Experimentiert doch ruhig  mal mit anderen Farben und Garnen, nach diesem Rezept könnt ihr ganz unterschiedliche Tücher stricken. Und wer noch einen Strang Traumseide braucht, bei mir im Laden gibt es eine große Auswahl, auch an inzwischen vergriffenen Farben!

Teststricker*innen gesucht

Teststricker*innen gesucht

Ich habe keine Mühen gescheut und bin mit Gummistiefeln durch den (zu) tief verschneiten Garten gestapft. Mit klammen Fingern und feuchten Füßen habe ich versucht, 2,40 m Tuch halbwegs komplett auf den Film zu bringen.

Das Tuch ist fertig, die Anleitung geschrieben und die Garne für die Sonderfärbung trudeln auch nach und nach ein (die armen Kurierfahrer kämpfen auch mit dem Schnee).

Jetzt brauche ich euch: ich suche Teststricker*innen für meine Kirschblütentuch. Start des Teststricks ist am 13. Februar, Deadline am 20. März. Die Anleitung soll zum japanischen Tag der Kirschblüte am 27. März veröffentlicht werden. Alle Infos zum Teststrick gibt es wieder in meiner Ravelry-Gruppe, da ist auch Platz für regen Austausch.

Im Shop könnt ihr das passende Strickset vorbestellen, Teststrickerinnen werden in der Färbereihenfolge priorisiert 😉

Derzeit arbeite ich noch an einer blauen Variante – da werde ich euch am Wochenende bei Instagram die ersten Bilder zeigen.

Und wer das gute Stück gerne im Original begutachten möchte, ich hänge es am Samstag ins Schaufenster – ohne Gummistiefel!

Kirschblüten oder die Entstehung eines neuen Modells

Kirschblüten oder die Entstehung eines neuen Modells

Draußen ist knackiger Winter, der Schnee verzaubert meinen Garten und die Landschaft. Aber mein Kopf ist mal wieder schon weiter – da blühen seit vergangenem Herbst schon die japanischen Kirschen. Damals habe ich mich nämlich mit einer Färberkollegin über Frühlingsfeste und gemeinsame  Aktionen unterhalten. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir auch in diesem Frühjahr noch meilenweit von Festen entfernt sein werden.

Aber in meinem Kopf war dieses Bild von einem Kirschblütenzweig und die Idee, dieses Bild in einem Tuch zum Ausdruck zu bringen. Es musste also rosa sein. Aber ganz zart. Und Flausch wäre schön. Und dann noch diese gelb-orangen Staubgefäße – dafür wäre doch ein gesprenkelter Strang perfekt.

Dann kam der neue Onlineshop, der neue Lockdown, Mützendesigns und andere Zeitfresser, die meine volle Aufmerksamkeit beanspruchten. Aber dieses Bild ließ mich trotzdem nicht los. Im Januar hab ich mich dann einfach mal mit mir selbst verabredet und mich mit meinen Naturfarben in der Färbeküche eingeschlossen. Mit großem Vergnügen hauchte ich zartes Rosa auf meine Stränge, auch das Sprenkeln hab ich ganz gut hinbekommen. Und so ging es dann mit meinen Sonderfärbungen ab in den Stricksessel, Pröbchen für Form und Textur hatte ich vorher schon angefertigt. Das erste Modell erwies sich schnell als Sackgasse, es war zwar nicht schlecht, passte aber nicht über mein Kopfkino.

Also, noch einmal auf Anfang. Und dann floss es fast wie von selbst aus meinen Händen. Streifen in Farbabstufungen, unterschiedliche Strukturen – die Leichtigkeit war wieder da und zeigte sich im fertigen Modell. Heute habe ich die Fäden vernäht, gerade wird das Tuch gewässert.

Jetzt muss ich meine Notizen noch in eine für euch alle nachvollziehbare Anleitung übertragen, einen Teststrick organisieren und schöne Fotos machen. Und natürlich mit den Sonderfärbungen für euch „in Serie“ gehen – hier könnt ihr euer Set schon vorbestellen. Vielleicht mache ich auch noch eine 2. Farbvariante für alle, die nicht so auf rosa stehen. Was meint ihr?

Und dann könnt ihr, fast ein halbes Jahr nach der ersten Idee, euer eigenes Tuch stricken. Pünktlich zur diesjährigen Kirschblüte.

 

 

Eins fertig, zwei neu!

Eins fertig, zwei neu!

Das war beim Stricken irgendwie immer schon meine Devise.

Fertig geworden ist endlich mein flaschengrüner Kolding aus der Rakuda von Ito. Der war nach unserem gemeinsamen KAL-Beginn im Oktober mit einer stolzen Gesamtlänge von 5 cm übergangslos in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen. Nicht, weil ich ihn nicht mag. Aber irgendwie war immer gerade was anderes dran. Als ich dann 8 Tage vor Weihnachten meinen Laden zusperren musste, hab ich ihn erst einmal nach Hause geschleppt. Und dachte „Puh, noch 175 cm, wie lange dauert das denn?!“. Aber das Schöne am Kolding, durch die konstanten Musterübergänge hat er was hypnotisches. Nachdem ich mich wieder drangesetzt hatte, lief es wie von selbst, erst der Übergang ins Rippenmuster, dann ins Patent, wieder zurück gegroovt und schwupps stand ich vor der Stelle, wo ich den Kontrastkeil beginne. Da fand sich dann noch ein farblich passender Rest Marina ganz unten im Schrank, zusätzlich zur geplanten Sensai. Und dann war er fertig.

Inzwischen ist er gebadet und gespannt, ich könnte nicht zufriedener sein. Dieses Projekt vermittelt mir ein großes Erfolgserlebnis, ich weiß gar nicht so genau wieso.

Und die mal-nicht-blaue Farbe liebe ich immer mehr. Da trifft es sich doch perfekt, dass der gute Herr Zitron vor über einem Jahr, als er seine neuen Lifestyle-Farben kreierte, genau das passende Grün in seinem Tuschkasten hatte. Jetzt kann ich doch gleich den passenden Pulli zum Tuch stricken.

Das Modell steht schon lange fest. Der Sonrae-Sweater von Jennifer Steingass wartet jetzt seit genau einem Jahr auf meiner Wunschliste. Die Hauptfarbe ist also entschieden, morgen im Laden muss ich nur noch die passende Kontrastfarbe aussuchen.

Und Projekt 2 ist für euch – eine schnelle Strickjacke aus der Blickfang. Auch da mag ich die neuen Farben sehr, der einfache Jackenschnitt bringt den Effekt des Garns perfekt zur Geltung. Ich wickel jetzt mal schnell den ersten (blauen) Strang und lege gleich los!

Blick zurück nach vorn

Blick zurück nach vorn

Lange habe ich überlegt, ob das vergangene Jahr überhaupt einen Rückblick verdient. Ich will nicht noch einmal auf den Herausforderungen der Pandemie rumreiten, Einschränkungen thematisieren und über Probleme durch Lockdowns lamentieren.

Bei genauerem Blick zurück habe ich nämlich auch viel Gutes entdeckt. Die teilweise Entschleunigung des vergangenen Jahres hat uns alle auch stark auf uns selber zurückgeworfen. Und das muss gar nicht unbedingt schlecht sein.

Hier meine kurze (und unvollständige) Positiv-Liste:

  • 2 wunderbare Skandinavien-Urlaube
  • ich habe endlich einen gut funktionierenden Onlineshop (im 2. Anlauf)
  • ich blogge wieder regelmäßig
  • ich habe gelernt, dass ich mich auch im Homeoffice gut strukturieren kann
  • ich habe ein tolles soziales Umfeld
  • Stricken ist eine perfekte Pandemiebeschäftigung
  • ich hab mich besser kennengelernt und kann mich ganz gut leiden
  • ich habe eine sehr treue Kundschaft und Strickcommunity – Tausend Dank dafür!

Was mir am meisten gefehlt hat, sind tatsächlich unsere Strickrunden. Ich habe gemerkt, wieviel Anregung ich selber aus diesen Treffen gezogen habe. Gemeinsam Stricken ist eben eine ganz besondere Form des Austausches und der Entspannung.

Auch wenn wir mit den Einschränkungen sicher noch einige Monate kämpfen werden, ich sehe zuversichtlich ins neue Jahr. Und habe einen Haufen Pläne. So will ich mehr Strickanleitungen schreiben. Damit habe ich in 2020 schon begonnen und habe sehr positive Rückmeldungen von euch bekommen. Das Ganze ist zwar sehr zeitintensiv, die Tüftelei macht mir aber großen Spaß.

Meine pflanzengefärbten Garne unter der Marke Dye Madders hatten den denkbar ungünstigsten Start. Pünktlich zum ersten Lockdown, Leipziger Wollefest abgesagt, ich war frustriert. Im Rückblick hatte das aber alles einen Sinn. Ich konnte langsam in das Thema hineinwachsen, in Ruhe Anleitungen dafür entwickeln, experimentieren. Auch hier gibt es viele Ideen für 2021. So wird es einen Adventskalender geben, neue Anleitungen und Qualitäten sind in der Pipeline. Und neue Sonderfärbungen schlummern in meinem Kopf.

Und dann kommt endlich wieder die Zeit, wo wir um den großen Tisch sitzen, die Nadeln klappern und Gelächter und Geschnatter erfüllt meinen Laden. Wenn ich meine Augen schließe, kann ich es schon sehen. Bis dahin bleiben wir auf anderen Wegen verbunden, momentan kann ich euch nur meinen Onlineshop, meine Telefonberatung und meine Abholzeiten (immer Mittwoch 14 bis 18 Uhr und Samstag 10 bis 13 Uhr) anbieten. Aber irgendwann darf ich auch wieder den Laden öffnen und euch live beraten.

Kommt gut ins neue Jahr, bleibt gesund und zuversichtlich. Und schaut nach vorn!